Eine kleine Kurzgeschichte

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Black Eyed Angel
Kind der Nacht
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Eine kleine Kurzgeschichte

Beitrag von Black Eyed Angel »

Live on an on and on ... and on?

Schweiß fließt ihm von der Stirn. Die Sonne prasselt ohne Erbarmen auf den leeren Platz. Kein Wind bringt die Bäume zum rauschen. Seit tagen hatte es nicht geregnet. Im Schatten der Bäume ruhen sich Leute aus, die vor der Hitze geflohen sind. Jedoch unerbittlich läuft er in der prallen Hitze seine Runden Schritt um Schritt. Er gibt nicht auf. Die Leute, die an ihm vorbei ziehen, schauen ihn erstaunt aber kopfschüttelnd an. Doch er lässt sich von den kritischen Blicken und dem Kopfschütteln nicht stören, er läuft immer weiter, immer wieder im Kreis auf dem Platz in der Sonne, um den die Bäume stehen und ihn stumm beobachten, ohne kritisch zu schauen.
Er lässt sich Wasser über das Gesicht laufen und trinkt etwas davon. Jedoch ist es nicht wirklich erfrischend, denn das Wasser ist vom langen liegen in der Sonne warm geworden. Dann wirft er die Flasche bei Seite in den Staub. Sie ist leer. Er würde die Flasche später wieder mit nach Hause nehmen.
Der Staub fliegt hinter ihm her, wie ein Schleier. Die Schuhe sind bräunlich verfärbt vom Staub, das T-Shirt und die Hose kleben an seinem Körper und in den nassen Haaren hängen Schweißperlen wie kleine Kristalle. Ab und zu fällt einer der Kristalle auf den trockenen Boden, in den Runde um Runde die Spuren des Ehrgeizes geschrieben werden.
Er würde sie wieder herausfordern und er würde gewinnen. Nicht sie würde gewinnen, er würde gewinnen. Sie …, die ihn geschlagen hatte würde verlieren. Er konnte es immer noch nicht glauben. Er war doch immer der beste gewesen, egal was er getan hatte. Er war sich sicher: Das nächste Rennen würde er gewinnen. Er würde sie, die langen Haare, die dunklen Augen, die gute Laune, die sportliche Figur schlagen. Es war sein Ziel und dafür kämpfte er. Sie war ein Mädchen. Sie kann nicht einfach besser sein als er. Sie war doch nur ein Mädchen. Sie… immer und überall sie! In seinem Träumen, in seiner Seele, in seinen Gedanken, in seinem Herzen … SIE!!
Wie sie in sein Leben gekommen war, er wusste es noch ganz genau. In dem kleinen Café an der Ecke hatte sie auf seinem Platz gesessen, ganz hinten in der Ecke am Fenster. Dort wo es am ruhigsten war, hatte sie sich in ihnen Kaffee und ihr Buch vertieft. Sie hatte erst gar nicht gemerkt, dass er sich zu ihr gesetzt hatte. Einige Zeit hatte er die beobachtet. Es verging doch schon eine ganze Weile, bis sie merkte, dass sie nicht mehr allein am Tisch saß. Als er ihre Augen sah, wusste er nicht was er denken, geschweige denn sagen sollte. Als er wieder bei Sinnen war, war sie schon aufgestanden und verschwunden. Und jetzt kam er jeden Tag wieder, setzte sich am seinen Platz und wartete auf sie. Und jeden Tag kam sie, setzte sich zu ihm und las in ihrem Buch. Beide schwiegen, keiner sagte ein Wort. Als sie an einem der Tage ihr Buch ausgelesen hatte, erzählte sie ihm sein Leben vom Anfang bis zu dem Moment wo sie hier im Kaffe saßen. Bei ihrer Erzählung blickte sie eher abwesend aus dem Fenster. Doch als sie die Stelle erreichte, wo er begann Sport zu treiben leuchteten ihre Augen auf. Er sah das als eine Herausforderung an und fragte sie gerade heraus, ob sie nicht einmal gegen ihn laufen wolle. Sie willigte auf der Stelle ein. Er war sich sicher, er würde gewinnen.
Am Tag des Rennens war er topfit. Es hätte nichts schief gehen können. Doch sie hatte ihn geschlagen. Er verstand das einfach nicht. Nach dem sie gewartet hatte, bis er das Ziel erreicht hatte, schaute sie ihn an und ging ohne ein Wort zu sagen weg. Ohne etwas zu sagen hatte sie ihn lächerlich gemacht. Er hatte sich geschworen, sie wieder herauszufordern. Und dieses Mal würde er gewinnen, da war er sich sicher. Um zu gewinnen lief er jede freie Minute hier im Kreis, in der grellen, heißen, erbarmungslosen Sonne. Der Staub legte sich auf seine Lippen und seine Haut. Doch er rannte weiter.
Gerade hatte er wieder eine Runde beendet, spürte er einen stechenden Schmerz in seinem Herzen. Und wieder stand sie vor ihm, doch nicht als das Mädchen, dass ihn geschlagen hatte, das besser war als er, sondern als wunderschöner Engel mit einem warmen Lächeln, der ihn von seinen Qualen befreite, die Qual immer der Beste sein zu müssen.
Black Eyed Angel

Das Nicht-Wahrnehen von etwas, beweißt nicht dessen Nicht-Exisstenz
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SeelenQuell
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Beitrag von SeelenQuell »

Schreibst Du öfter? Oder liest Du viel? Das hört sich ziemlich professionell an!

Die Geschichte würde ich so interpretieren, das wir viel zuviel Energie und Zeit darauf verwenden besser, schneller und reicher zu werden. Jedenfalls ist sie so bei mir angekommen.

Was hast Du für ein Ziel gehabt mit dieser Geschichte?
Und ich frag mich immer noch wann das eigentlich statt finden soll!!
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Teufel100
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Beitrag von Teufel100 »

Ich glaube aber schon, dass man sich ruhig das Ziel setzen kann, der beste zu werden, dass bedeutet ja nicht gleich, das man es denn unbedingt werden muss, sondern es ermöglicht einen, dass beste zu geben, was man hat.
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Black Eyed Angel
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Beitrag von Black Eyed Angel »

ich schreibe selber sehr viel :) mom arbeite ich sogar an meiner ersten "richtigen" story. aber ab und zu verschling ich auch mal ein buch ...
Black Eyed Angel

Das Nicht-Wahrnehen von etwas, beweißt nicht dessen Nicht-Exisstenz
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